Zwei von jedem

Buchcover "Zwei von jedem"

Rose Lagercrantz ist Tochter einer Mutter, die die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hat. Unter anderem oder vor allem ihre liebevolle Geschichte von Dunne, die sie 7 Bände durch das Auf und Ab eines Kinderlebens begleitet hat, machten sie hierzulande bekannt. Das Kinderbuch über den Holocaust entstand aufgrund einer Anfrage des schwedischen Rundfunks, der zu diesem Thema etwas für Kinder im Grundschulalter erarbeiten wollte. Rose Lagercrantz lässt einen erwachsenen Eli seine Geschichte erzählen. Es ist „nur“ in der Mitte auf wenigen Seiten eine Erzählung vom Holocaust, eine mit Leerstellen: „Jetzt muss ich eine Pause machen“, „Das, was dann kam, kann ich nicht aufschreiben“. Im übrigen bekommen wir Leser:innen eine Geschichte, die im „davor“ und „danach“ von der Liebe handelt.

Im Konzentrationslager wird Eli sehr, sehr krank. In Fieberträumen steht ihm Luli vor Augen, seine geliebte Freundin aus unbeschwerten Kindertagen. Luli hatte ihm schon einmal das Leben gerettet, in ihrem gemeinsamen Zuhause in Siebenbürgen. Für Eli hatte das ohne Vater und für Luli ohne Eltern bei ihrer alten Tante stattgefunden, und es war geprägt von unverbrüchlicher Freundschaft mit Luli. Luli konnte als einzige rennen wie er, überhaupt waren sie in seiner Erinnerung vor allem gerannt, auf der Flucht vor Vampiren und Ungeheuern zum Beispiel und oft einfach so. Schweres gab es auch, eben jene Krankheit, für die Luli Heilwasser besorgt und ihn damit gesund gemacht hatte, vor allem aber die Nachricht von Lulis Vater, der nach Amerika ausgewandert war, dass er für Luli und ihre Schwester Schiffsfahrkarten für die Überfahrt nach Amerika schicken würde. Wie eine dunkle Wolke hing das über Eli. Als dann die Fahrkarten tatsächlich eintrafen, verabschiedete sich Luli mit einem „verlass dich auf mich“, und das war nicht in den Wind der Überfahrt nach Amerika gesprochen.

Elis Leben ging weiter, er wuchs in die jüdischen Traditionen hinein und war schon fast erwachsen, als die nationalsozialistischen Gesetze gegen die jüdische Bevölkerung erlassen wurden, als der Krieg begann, als er nach Auschwitz deportiert wurde.

Eli und sein Bruder überleben den Holocaust und beginnen nach dem Krieg ein neues Leben in Schweden. Hier spürt Luli Eli nach Jahren wirklich auf, und auch Eli begibt sich auf die Reise nach Amerika - zu Luli. Leben, auch davon gibt es zwei.

Rose Lagercrantz’ Tochter Rebecka begleitet die Erzählung von Eli mit lebendigen Aquarell-Illustrationen. Locker eingestreut in den sehr groß gedruckten Text zeigen sie Eli und Luli in Spielszenen, zeigen kleine Ausschnitte des Dorfes, wichtige Personen und Tätigkeiten, zeigen traditionelles jüdisches Leben. Immer geschieht mit ihnen eine kleine Unterbrechung, eine kleine Ablenkung und nicht zuletzt sind sie eine Augenweide.

Rose Lagercrantz
Zwei von jedem
Illustration: 
Rebecka Lagercrantz
Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch
Moritz Verlag
2021
120 Seiten
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