Bauer Errfin und der Kongokäfer

Buchcover "Bauer Errfin"

Bestimmt gibt es bei der Autorin ein Terrarium mit Kongokäfern und wer im bayrischen Wald geboren ist, kennt auch einen Bauern Errfin – oder Erwin – oder?

Nein, so kann dieses Buch nicht betrachtet werden: da ist ein Kongokäfer und da ist irgendwo Bauer Errfin und mit ihnen beginnt die Geschichte.

Die Eltern des Kongokäfers haben Stress, Stress, Stress. Der Kleine muss allein zu Bauer Errfin fahren. Und schon geht es los! Rucksack packen und mit der U5 zum Kongokäferhauptbahnhof. Dort wimmelt es von Käfern: „Käfer steuern die Züge, summen aus den Zügen, summen in die Züge, schwirren zur U-Bahn …“ Später werden die Leser:innen erfahren, dass am Kakaduhauptbahnhof alles voller Kakadus ist, am Tigerhauptbahnhof alles voller Tiger (und wen findet der kleine schwarze Hengst am Bahnhof?) …, denn auch in weiteren Episoden sind die Eltern eigentlich urlaubsreif, haben aber Stress. Deshalb müssen auch der kleine Tiger, der kleine schwarze Hengst, der kleine Kakadu allein reisen. Das Ziel für alle: Bauer Errfin. Egal, von welchem Bahnhof, egal, welcher Zug, alle müssen in Plattling umsteigen und mit der Waldbahn (der „Waldbohn“) weiter. Die fährt nach Regen am Regen, man kommt im Regen an, meistens. Dann noch ein Taxi, oder mit Flügeln, schließlich herzlichster Empfang bei Bauer Errfin und Tante Hulda. Zu Essen, zu Trinken, Freunde und ein Schlafplatz im Heu. Kleine Missgeschicke (Koffer im Zug vergessen, die „Waldbohn“ fährt heute nicht auf Gleis 8 sondern von Gleis 7) und kleine verändernde  Nuancen im Reiseablauf sorgen für Überraschung und Komik. Das Lama, zum Beispiel, will gar nicht zu Bauer Errfin.

Eine herrliche Quatschgeschichte ist das, lustig, absurd und schräg, sprachfunkelig bei der Verwendung literarischer Muster und immer auf Augenhöhe mit Kindern im Grundschulalter. Als Vorlesebuch hat sie mich sofort überzeugt, der Nachweis, ob der Text so auch beim Selbstlesen funktioniert, steht noch aus. Ich stelle mir Kinder vor, die „Trauriger Tiger toastet Tomaten“ mögen …

Ja, das beleidigte Lama am Zugfenster ist ein tolles Bild, aber genauso die lässigen Pferde an ihrem Hauptbahnhof und vor allem die Schlafbilder im Heu sind herrlich. Die Bilder haben die gleiche Leichtigkeit wie der Text und wie dieser stellen sie ihre Absurdität nie in Frage.

Zum Vorlesen ab sechs, zum Selbstlesen etwas später, glaube ich.

Regina Wenig
Bauer Errfin und der Kongokäfer
Illustration: 
Liliane Oser
Moritz Verlag
2022
88 Seiten
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