Wie siehst du denn aus? Warum es normal nicht gibt

Buchcover "Wie siehst du denn aus?"

„Wie siehst du denn aus?“ geht einen ganz anderen Weg. Es nimmt sich nämlich gerade der „Teile“ an. Die Leser:innen bekommen eine Vielzahl von Augen, Armen Brüsten, Pos, Penissen, Vulven zu sehen, jeweils auf einer Doppelseite gemalt und aus dem Körper-Zusammenhang heraus genommen. Darauf folgen Texte, ebenfalls auf einer Doppelseite, in denen es um Betrachtungsweisen und Bedeutungen geht, die Beinen, Bäuchen, Pos … zugeschrieben werden oder zugeschrieben wurden. Es sind sehr schöne und detailreiche, ausdrucksstarke und gleichzeitig zarte Aquarelle entstanden, fast ist es zu wenig Text, der ihnen folgt, denn die Abbildungen geben viel mehr Gesprächsstoff her! Meines Erachtens hätte das Buch gewonnen, wenn das Layout-Konzept flexibler gehandhabt wäre. Auch inhaltliche Entscheidungen sind diskussionswürdig! Zum Beispiel wird das Thema „Haare“ in Bezug auf den Haarschopf mit einer Doppelseite bedacht, ansonsten unter „Haut“ subsummiert, es ist auch bei der bildlichen Darstellung von „Penis“ und „Vulva“ total präsent, kommt aber nicht zur Sprache bzw. Schrift. Nun, solch ein Doppelseite/Doppelseite-Konzept vermittelt Einheitlichkeit und ‚alles ist gleich wichtig’, geht aber mit Beschränkung einher. Oder soll es vor allem ein Schau-Buch sein? Oder ist es auch heute noch ein Wagnis (bezogen auf die Verkäuflichkeit des Buches), über explizit gemalte Geschlechtsteile dann auch noch explizit zu sprechen?

(für Jugendliche)

Sonja Eismann
Wie siehst du denn aus?
Illustration: 
Amelie Persson
Verlag Beltz und Gelberg
2020
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