Um diese Frage – in dieser Form 'Wie siehst du denn aus' oder abgewandelt: um Körperlichkeit von A bis Z, um gemalte Körperteile, um Wie sehen wir aus – geht es hier.
Schaut mal, wie das aussieht!
Alle haben einen Po
Ja, wir alle haben einen Po und viele andere körperliche Gegebenheiten, die sich im Laufe eines Menschenlebens verändern: Sie wachsen, sie manifestieren sich, sie altern, sie verschwinden. Unser Körper muss gewärmt, gewaschen und geschützt werden, die Haare geschnitten, der Bauch gefüllt und die Zähne geputzt werden. Unseren Körper können wir anstrengen, bewegen, er kann komische und lustige Geräusche machen, er kann aber auch krank und müde sein. Wir sind weiblich oder männlich (dabei bleibt es in diesem Buch), haben vielfältigste Formen und Hautfarben und unser Körper gehört uns. Das Buch wendet sich schon an Kinder im Kindergartenalter und zielt mit seinen witzigen karikierenden Zeichnungen zum einen darauf, Vielfältigkeit und Einzigartigkeit von Körpern zu zeigen. Zum Anderen hat es einen humorvollen pädagogischen Ton (was darf, was soll, was kann), der mit kleinen Ratespielen und auch starken Gegensatzpaaren unterstützt wird. Es geht überhaupt nicht um die Benennung von Körperteilen im Sinne von ‚das ist’ oder ‚das heißt’, sondern um „den Körper“ - jung, alt, gebeugt, aufrecht, sauber, krank usw. Folgerichtig haben auch die Geschlechtsteile keine Namen. Mich hat das ein wenig irritiert, weil es zu folgenden Sätzen führt: wo können Haare wachsen (und wo nicht, ein Ratespiel)? ‚Zwischen den Beinen’ .. ‚manche Stellen muss man jeden Tag waschen’ (eine Bildfolge unter der Dusche)… Glücklicherweise sind viele nackte Körper zu sehen, auch Pinkeln ist nicht ausgespart, sonst wäre das, bzw. bliebe das komisch.
(Ab vier Jahren)
Wie siehst du denn aus? Warum es normal nicht gibt
„Wie siehst du denn aus?“ geht einen ganz anderen Weg. Es nimmt sich nämlich gerade der „Teile“ an. Die Leser:innen bekommen eine Vielzahl von Augen, Armen Brüsten, Pos, Penissen, Vulven zu sehen, jeweils auf einer Doppelseite gemalt und aus dem Körper-Zusammenhang heraus genommen. Darauf folgen Texte, ebenfalls auf einer Doppelseite, in denen es um Betrachtungsweisen und Bedeutungen geht, die Beinen, Bäuchen, Pos … zugeschrieben werden oder zugeschrieben wurden. Es sind sehr schöne und detailreiche, ausdrucksstarke und gleichzeitig zarte Aquarelle entstanden, fast ist es zu wenig Text, der ihnen folgt, denn die Abbildungen geben viel mehr Gesprächsstoff her! Meines Erachtens hätte das Buch gewonnen, wenn das Layout-Konzept flexibler gehandhabt wäre. Auch inhaltliche Entscheidungen sind diskussionswürdig! Zum Beispiel wird das Thema „Haare“ in Bezug auf den Haarschopf mit einer Doppelseite bedacht, ansonsten unter „Haut“ subsummiert, es ist auch bei der bildlichen Darstellung von „Penis“ und „Vulva“ total präsent, kommt aber nicht zur Sprache bzw. Schrift. Nun, solch ein Doppelseite/Doppelseite-Konzept vermittelt Einheitlichkeit und ‚alles ist gleich wichtig’, geht aber mit Beschränkung einher. Oder soll es vor allem ein Schau-Buch sein? Oder ist es auch heute noch ein Wagnis (bezogen auf die Verkäuflichkeit des Buches), über explizit gemalte Geschlechtsteile dann auch noch explizit zu sprechen?
(für Jugendliche)
AnyBody
Diese Frage muss sich das dritte Buch nicht stellen. Die pointierten und lustigen Illustrationen von Anke Kuhl sorgen für eine ganz andere Ebene, ebenso die eher lockere Konzeption des Über-den-Körper-Sprechens entlang des Alphabetes. Es gibt trotz der ernsthaften Erörterungen, wie es Leser:innen und überhaupt „anybody“ mit ihren Körpern geht, immer was zum Lachen.
Von alt sein über gut aussehen, Haar und Haut, Lust, nackt sein, verliebt bis Zuhause geht es darum, einen Körper zu haben und wie das unser Leben bestimmt. Das geschieht in sachlichem, freundlichen Ton, begleitet von kleinen witzigen Cartoons. Ein Highlight sind die eingestreuten Bilder-Doppelseiten. Eine zur Aussage ‚Unter den Kleidern sind alle nackt’ macht besonderen Spaß, toll sind auch die ‚Familientreffen’, die auf vier Tafeln vom Nebeneinander und der Gleichzeitigkeit von Geborenwerden, Wachsen, erwachsen sein, alt werden und sterben ( = nicht mehr auf dem Bild sein) erzählen. Zum Schluss können Leser:innen in einer Liste ankreuzen, was zum eigenen Körper zu sagen wäre und sich selbst zeichnen. Ein Clou: Das Cover wiederholt raffiniert die Doppelseite ‚Unter den Kleidern sind alle nackt’. Das sind sie – wenn man den Schutzumschlag entfernt.
(Ein gelungenes Körperbuch für die Familie)